(RaIA / dgk) Ein Narbenbruch zählt zu den häufigsten Komplikationen nach einer Bauchoperation. Dann kommt der Patient meist erneut unters Messer. Doch muss das wirklich immer sein? Eine große Studie soll Klarheit schaffen.
Der Bruch – auch Narbenhernie – genannt, entsteht, wenn die Narbe dem Druck im Bauchraum nicht mehr standhält. Es bildet sich dann eine Bruchlücke, durch die Darmschlingen oder Bauchfett hindurch treten.
Man kann mit einem Narbenbruch beschwerdefrei leben, manche bemerken ihn gar nicht. Aber es besteht immer die Gefahr der akuten Einklemmung von Darmanteilen, sodass diese in seltenen Fällen nicht mehr ausreichend durchblutet werden und schlimmstenfalls absterben können. Dann sprechen Mediziner von einer akuten Inkarzeration. Sie macht eine sofortige Notfall-Operation erforderlich. Auch ein schmerzhafter Narbenbruch sollte operiert werden, um die Beschwerden zu lindern.
Viele Ursachen
Ein Narbenbruch kann viele Ursachen haben. Dazu zählen beispielsweise Rauchen, Übergewicht, Blutarmut oder mehrere Operation über den gleichen Zugang. Ein wichtiger Risikofaktor ist eine Wundinfektion nach der Operation. Bekannt ist auch, dass es besonders häufig nach einer Belastung der Bauchdecke – etwa durch schweres Heben oder Verstopfung – zu einem Narbenbruch kommt.
Naht oder Netz
Um den Narbenbruch zu beheben, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Kleine Hernien können durch eine Naht verschlossen werden, größere benötigen hingegen eine Verstärkung durch ein Netz. Es kann entweder mittels Bauchschnitt oder mittels Schlüssellochchirurgie (laparoskopisch) operiert werden.
Abwarten als Alternative
Eine Narbenbruch-Operation ist oft unerlässlich, aber muss sie wirklich immer sein? Auch dann, wenn der Narbenbruch für den Patienten keine Einschränkung der Lebensqualität darstellt und keine oder nur geringe Beschwerden verursacht? Diesen Fragen geht jetzt die AWARE-Studie zur Behandlung von Narbenbrüchen nach. Erforscht werden soll, ob bei Patienten, die lediglich geringe Beschwerden haben, eine systematische ärztliche Beobachtung ausreicht. Wäre dieses beobachtende Abwarten die bessere Wahl, könnte vielen Patienten der chirurgische Eingriff erspart bleiben. Bei einer Vorstudie zeigte sich bereits, dass das Risiko einer Einklemmung von Gewebe oder Teilen des Darms durch einen Narbenbruch recht gering ist.
Auf jeden Fall wird die AWARE-Studie viele neue Erkenntnisse über mögliche Komplikationen und über die Größenzunahme von Narbenbrüchen liefern und auch darüber aufklären, inwiefern betroffene Patienten die Strategie „abwarten statt operieren“ akzeptieren. So kann die Studie dazu beitragen, Nutzen und Risiken besser abzuwägen und für jeden Patienten die individuell richtige Therapie zu finden.
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Patienten mit Narbenbruch für Studien gesucht
Für die AWARE-Studie sucht die Charité-Universitätsmedizin Berlin deutschlandweit noch Teilnehmer. Teilnehmen können Patienten ab 18 Jahren mit einem Narbenbruch, der keine oder geringe Schmerzen verursacht.
Die Studie sieht vor, dass die Patienten nach dem Zufallsprinzip in eine der beiden Gruppen zur Beobachtung oder zu einer Operation gelost werden. Die Teilnehmer beider Studiengruppen werden über zwei Jahre lang regelmäßig ärztlich untersucht.
Wenn Sie Interesse haben, an der Studie teilzunehmen, können Sie sich unter der Telefonnummer 030-450 622 132 oder der E-Mail: [email protected] nach einem Studienzentrum in Ihrer Nähe erkundigen. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.aware-trial.de.
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Mehr Informationen finden Interessierte im Ratgeber aus Ihrer Apotheke / Ausgabe 8A/2015, der ab Anfang August in der Apotheke kostenlos erhältlich ist.
Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V.