Sonderausstellung im Verkehrszentrum des Deutschen Museums: Goggo wird 60.
Kaum 3 Meter lang, knapp 1,30 Meter breit, 14 PS – und trotzdem Platz für bis zu fünf Personen: Das Goggomobil war ein Winzling im Vergleich mit heutigen SUVs – aber die Deutschen liebten das Auto heiß und innig. 1955 lief der erste Kleinwagen der Hans Glas GmbH in Dingolfing vom Band – und wurde zum Publikumsliebling der Wirtschaftswunder-Jahre. Zum 60. Geburtstag zeigt das Verkehrszentrum des Deutschen Museums die Sonderausstellung „Goggo macht mobil“. Sie ist ab sofort zu sehen.
Bis heute hat das Goggomobil viele Fans. Und nur so haben überhaupt die 20 Fahrzeuge aus Dingolfing ihren Weg ins Verkehrszentrum gefunden – denn sie sind Leihgaben von Mitgliedern des Glas Automobilclubs International. Unter den Fahrzeugen sind die ersten Goggo-Roller, diverse Varianten von Goggo Limousine und Coupés, aber auch der „Isar“ und die späteren Fahrzeuge von Glas – bis hin zum Glas 2600 V8 mit 150 PS und 2,5 Litern Hubraum.
Aber die Herzen gewannen die Dingolfinger Autobauer mit dem Goggo T 250. Es war die Zeit des Aufbruchs in die deutsche Massenmotorisierung. Und da war das Goggomobil ein Verkaufsschlager: Mit rund 250 000 Exemplaren eroberte er den Rang des meistgebauten Kleinwagens seiner Klasse. Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums, erklärt den Erfolg: „Das Auto bediente in der Wirtschaftswunderzeit die Bedürfnisse nach Automobilität auf einfachem Niveau und für den kleinen Geldbeutel. Das Goggomobil steht für den schnellen Wandel Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg: verkehrsgeschichtlich zur automobilen Gesellschaft und sozialgeschichtlich zur Konsumgesellschaft, die quer durch alle Schichten das Reisen für sich entdeckte.“
Und das nicht mehr auf zwei, sondern auf vier Rädern. Die Menschen wollten nicht mehr Roller fahren, sondern auf Reisen ein Dach über dem Kopf haben. Zumal auch Besitzer älterer Motorradführerscheine vierrädrige Fahrzeuge bis 250 cm³ Hubraum fahren durften. Und gleichzeitig galt das Goggomobil trotz seiner Mini-Maße als Familienkutsche. Gundler: „Damals war das Publikum eben noch weniger platzverwöhnt.“
Die Modellflotte der Goggomobile ließ fast keine Wünsche offen: ob schlichte Limousine, schickes Coupé, Reisewagen oder Kleintransporter für Post oder kommunale Verwaltungen – Goggomobile gab es für fast jeden Zweck. Hersteller der Kleinfahrzeuge war die Hans Glas GmbH aus Dingolfing. Ursprünglich als Landmaschinenfirma gegründet, folgte Glas nach dem Zweiten Weltkrieg dem Trend und begann zunächst Roller und dann Kleinwagen zu bauen. Später folgten auch größere Fahrzeuge, wie der Glas 1700 oder sogar ein Glas mit V8- Motor – doch keines von ihnen konnte an den Erfolg des Kleinsten anknüpfen. Nur ein gutes Jahrzehnt spielte die Firma in der Zeit des Wirtschaftswunders in der deutschen Automobilindustrie mit, bevor sie 1967 von BMW übernommen wurde.
Die gemeinsame Sonderausstellung des Verkehrszentrums und des „GLAS Automobilclub International e.V.“ hat noch mehr als Autos zu bieten: Bilder und Filme der Ausstellung veranschaulichen den Kontext und Nutzergeschichten der 1950er und 1960er Jahre. Die Ausstellung läuft bis zum 18. Oktober 2015.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite vom Deutschen Museum Verkehrszentrum.